Wieder ist ein Jahr vergangen, seit zwei Jahren leben wir nun auf unserer Cul8r und wir wollen die Zeit von 1.8.2010 bis zum 31.7.2011 einer genaueren Betrachtung unterziehen.
Wir sind vom nördlichsten Bundesstaat der USA, Maine, eine Woche nach Kanada (Neu-Schottland) – war uns zu kalt – wieder zurück nach Maine, die gesamte Ostküste in den Süden – teilweise Intercoastal Waterway (ICW), teilweise offshore – bis nach Key West in Florida gefahren, dann nach Havanna und westlich um Kuba herum bis Cienfuego, von dort über Grand Caymans auf die San Blas-Inseln nach Panama, am 6./7. 3. durch den Panama-Kanal, über die Galapagos-Inseln auf die Marquesas, die Tuamotus bis auf die Gesellschaftsinseln.
Auf dieser Route legten wir 9.899 Seemeilen zurück , davon in einem Stück über den Pazifik 2.972 sm in 18 Tagen, im ersten Jahr waren es gesamt 9.800 sm davon bei der Atlantik-Überquerung 2.881 sm in ebenfalls 18 Tagen. Wir besuchten in unserem zweiten Jahr 149 verschiedene Plätze (209), übernachteten 17 Mal in einer Marina (63), 44 Mal an einer Boje (29), 260 (230) Mal am Anker und verbrachten 44(43) Nächte auf See – in Klammern die Zahlen aus dem Vorjahr. Wirkliche Unterschiede ergaben sich also nur in der Anzahl der Ankerplätze – wir sind doch etwas ruhiger geworden – und bei den Marina-Tagen.
Obwohl wir im zweiten Jahr „nur“ 7 Länder besuchten – USA, Kanada, Kuba, Caymans, Panama, Galapagos (Ecuador) und Französisch Polynesien – haben wir 23 Ein-bzw. Ausklarierungsvorgänge hinter uns bringen dürfen. In Kuba und Ecuador wollen die Behörden bei jedem Wechsel des Ankerplatzes eingebunden werden. Auch das politisch zu Panama zählende Kuna Yala (San Blas-Inseln), erfordert gesonderte Behördenwege, die zusätzlich zu denen des übrigen Panamas notwendig sind.
Leider immer öfter waren die Amtswege mit ernsthaften Kosten verbunden. Die 200 € „Einreisegebühr“ in die San Blas-Inseln kam völlig überraschend, weil sie erst seit 2011 in diesem Umfang verlangt wird. Den Luxus, uns mehr als eine Galapagos-Insel ansehen zu dürfen, ließen wir uns 673 € kosten. Ein „einfacher“ Ankerplatz auf Santa Cruz oder San Cristobal hätte auch 300 € gekostet. Dagegen erscheint die Panama-Kanal-Schleusung mit 634 €, inklusive (Taxi-) Agentenkosten, fast preiswert.
Überraschend für mich war eine Reduktion der Motorstunden auf 360 h/Jahr (im Vorjahr 482), wo doch in diesem Jahr der ICW mit 1.200 Meilen und der Panama-Kanal am Programm standen. Das 3.Öl-Service der VOLVO-Motoren erfolgte also nicht nach 200 Betriebsstunden, sondern nach Erreichen der Jahresfrist.
Diesel gebunkert wird natürlich immer vor langen Überfahrten und daher meist lange bevor der Tank zur Neige geht. Bei 5 Tankstopps im ganzen Jahr haben wir insgesamt nur 608 Liter um 427 € getankt. Das ergibt einen Schnitt von 1,69 l/h und einen Preis von 0,70 €/l – für fast 10.000 sm wohl mehr als ökonomisch und alles ohne hässlicher Kanister an Deck ;-).
An Energiekosten kommen dazu noch 100 € für Gas, das wir in den USA auch zum Heizen verwendet haben und ca. 50 € für Benzin unseres kleinen 3.3 PS Außenborders. Auch der Watermaker war im letzten Jahr nur mehr 100 Stunden in Betrieb – im Vorjahr waren es noch 160 Stunden. Zum Wassermachen benötigen wir entweder strahlenden Sonnenschein – oder Motorstunden. Also ergänzen wir unseren Wasservorrat so oft als möglich mit Regenwasser und an öffentlichen Wasserstellen – natürlich nur als Nutzwasser im Kanister, nicht für den Tank, der Trinkwasser enthält. Also doch meist EINEN Kanister an Deck ;-(.
Ganz besonders Glück hatten wir bei dem am schwersten abschätzbaren Kostenfaktor: den Reparaturen. Leider wahre Horrorgeschichten hörten wir von den uns gut bekannten Fahrtenseglern am langen Weg in die Südsee. Defekte an Motor, Getriebe, Ankerwinsch, Autopilot, Propeller und zerrissene Segel – die langen Strecken fordern ihren Tribut. NICONE verlor bei 42 kn ihren Windmesser vom Masttop, ELBE ihre Funkantenne – bei weit weniger Wind.
Fachbetriebe sind hier meist nicht vorhanden und Ersatzteile nur teuer einzufliegen. Lange Wartezeiten sind die Folge und Improvisationstalent ist gefragt.
Unsere Reparaturen und vor allem deren Kosten von rund 1.000 €, nehmen sich dagegen recht bescheiden aus:
• Am Beginn der ICW zeigte der Rudersensor des Furuno-Autopiloten oft ganz wirr an – der Austausch des Sensors erfolgte auf Garantie, rasch und kostenlos in Beaufort, NC.
• Die Verbindung der beiden Teile der SSB-Antenne war nach der Atlantiküberquerung komplett ausgeschlagen – wir haben in Annapolis eine neue Peitsche um 408 € angeschafft.
• Der Sensor des elektronischen Kettenzählers gab nach einem halben Jahr schon den Geist auf – der zweite hielt auch nicht länger. 53 € sind uns dafür zu viel – wir haben die Kette eben mit Kabelbinder markiert.
• In den USA hatten wir alle 3 Monate die Zinkanoden auf den Schrauben zu ersetzen – sie waren dann komplett verbraucht – einfach nicht mehr vorhanden – Kosten 195 €.
• In Kuba klappten unsere Solarpaneele unterwegs plötzlich nach hinten – die Schrauben an den schmalen Aluleisten waren durchgerissen. Das Problem war entsprechende Aluteile in Kuba zu bekommen – ein Nachbar in der Marina schenkte sie uns.
Eine planmäßige Wartung verlangen unsere beiden VOLVO-Motoren alle 200 Stunden oder mindestens einmal im Jahr – die Kosten samt Zustellung der Öl- und Dieselfilter und des Impellers, inklusive Motor- und Getriebeöl, haben sich mit 350 € zu Buche geschlagen.
Nach dem ersten Jahr war unsere CUL8R offensichtlich noch immer nicht „vollständig“ ausgestattet – zumindest haben wir im Wunderland USA jede Menge Dinge entdeckt, die wir glauben zu brauchen. Die Umstellung auf LED-Lampen innen und außen und ein MPPT-Solarregler waren sicher richtig und vielleicht mit ein Grund für weniger Motorstunden. Ein anderer Grund mag der zur Sicherheit angeschaffte Radpilot sein, ein kleiner Autopilot der weit weniger Strom braucht, als der „Große“.
Von der Notwendigkeit eines Paraseglers bin ich inzwischen nicht mehr überzeugt – wir sind damit nicht schneller als mit Groß und Genua – und ein zweites Vorsegel liegt zum Glück bis jetzt unbenützt in einem Stauraum. Man weiß ja nie – mit nur einem Vorsegel wollte ich nicht über den Pazifik. Auch ein Gasstrahler, ein zusätzliches Sonnendach, ein schwimmfähiges Hand-GPS, EINE elektronische Seekarte und ein Seabrake-Treibanker ergänzen jetzt unsere Ausstattung.
Was die Versicherungen betrifft, ist zu der bereits im Vorjahr beschriebenen Bootsversicherung, bei der wir uns leider seit dem Panamakanal im teuersten Seengebiet befinden, heuer eine Zusatz-Krankenversicherung dazugekommen. Wir sind beide in Österreich sozialversichert und erfüllen damit die Voraussetzungen für eine interessante Zusatzkrankenversicherung, welche die Ärzteflugambulanz (AFA) anbietet. Um 2×535 € pro Jahr werden bei Unfall oder Krankheit die Kosten einer Behandlung beim nächsten Arzt/Spital übernommen und bei Transportfähigkeit – falls notwendig – so rasch als möglich ein Heimtransport organisiert – dieses Angebot entspricht genau unseren Vorstellungen und Wünschen im Krankheitsfall. Die meisten Auslandskrankenversicherungen sind für Urlauber gedacht und beschränken ihre Leistungen auf wenige Monate im Jahr. Die AFA bietet auch eine Variante für dauernd im Ausland befindliche Österreicher an.
Die Marinakosten waren im zweiten Jahr mit 1.107 € deutlich geringer als im Jahr davor (1.780) und dies aus zwei Gründen: erstens sind Marinakosten nur im ersten Halbjahr angefallen, also in den USA und in Kuba, ab Panama gab es ja (fast) keine mehr. Und zweitens finden wir Marinas immer weniger attraktiv und versuchen sie zu meiden. Zwar sind in den Vereinigten Staaten Katamaranzuschläge unüblich, es werden die Kosten nur nach Länge verrechnet – 1-5 $ pro Fuss und Tag, aber natürlich wird Kats meist ein Platz auf der Außenmole zugewiesen, der voll den Wellen und dem Schwell der vorbeifahrenden Booten ausgesetzt ist. Allerdings war es in den großen Städten nicht immer leicht, geeignete Ankerplätze zu finden, wo wir doch mit unserem 3,3 PS – Flitzer keinesfalls lange Dinghiwege in Kauf nehmen wollten. So waren Bojen sehr oft die für uns beste Lösung, nahe genug an Stadt und an Marina – aber trotzdem für Ratten kaum erreichbar ;-).
Besonderes Vergnügen bereiten uns unsere neuen Alu-Klappräder mit 7 Gängen, die wir uns in Newport, USA um 2×600 $ geleistet haben. Zu Beginn unserer Reise haben wir uns für die Auswahl der Räder nicht genug Zeit genommen und um 2×100 € einfache Compass-Räder mitgenommen. Schon nach wenigen Monaten waren sie rostig, Pedale drehten sich nicht mehr und die Bremsen waren kaum so einstellbar, dass sie ihrem Namen gerecht wurden.
Die neuen DAHON-Marina-Alu-Klappräder sehen jetzt, nach fast einem Jahr noch immer aus wie neu und wir machen gerade hier in Französisch Polynesien recht ausgedehnte Inselrundfahrten damit. Bei größeren Inseln mieten wir lieber einen Leihwagen – meist gemeinsam mit anderen Seglern. Für Landausflüge gaben wir im letzten Jahr rund 1.500 € aus.
Da die allgemeinen Lebenshaltungskosten – das habe ich im Vorjahr bereits erwähnt – sehr individuell sind (Supermarkt oder Restaurant?), möchte ich diese nicht im Detail angeben. Nur ein Punkt davon erscheint mir erwähnenswert – die Kosten für Bekleidung betrugen für zwei Personen in einem Jahr 341 €. Dafür gibt es vor allem zwei Gründe: mehr als T-Shirt und kurze Hose benötigen wir nicht einmal beim Landgang, und der beschränkte Stauraum ist immer noch mit den aus Wien mitgebrachten Klamotten belegt. So haben die seltenen Zukäufe meist Souvenir-Charakter und sollen uns an besuchte Städte und Regionen erinnern.